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Leistungsdiagnostische Parameter – diese Werte bestimmten die metabolischen Ausdauerleistungsfähigkeit

Florian Heck • 05. März 2021 • 3 Min.

Die Ausdauerleistungsfähigkeit nur an einer willkürlich ermittelten Schwelle festzumachen und Trainingsbereiche anhand prozentualer Angaben derer vorzugeben ist schlichtweg unzulässig und führt nur zu unzureichenden Fortschritten. Vielmehr sollte ein individuelles metabolisches Profil jedes(r) Sportlers(in) anhand mehrerer Kennwerte ermittelt werden. Anhand dessen können dann individuelle Trainingsbereiche sowie gezielte Trainingsvorgaben vorgegeben und ein Trainingsziel festgelegt werden. Bei der Auswahl und Durchführung einer Leistungsdiagnostik sollte daher darauf geachtet werden, dass mehrere Parameter zur Bestimmung des metabolischen Profils bestimmt werden.

1) Maximale Sauerstoffaufnahme – VO2max

Umgangssprachlich auch als die „Größe des Motors“ betitelt, gibt die VO2ma an, wie viel Milliliter Sauerstoff der Körper maximal pro Minute verwerten kann und gibt Auskunft über die aerobe Kapazität. An dieser Nutzung sind mehrere Prozesse beteiligt: von der reinen Sauerstoffzufuhr aus der Luft über die Atmungsorgane, über den Transport im Blut, über das Herz-Kreislauf-System bis zur Nutzung des Sauerstoffs in der Arbeitsmuskulatur. Die VO2max nimmt ab dem 30. Lebensjahr systematisch ab (Shvartz & Reibold, 1990), kann aber in jedem Alter durch entsprechendes Training erhöht werden. Eine hohe VO2max ist für jeden Ausdauersportler(in) anzustreben. Demnach ist eine Erhöhung der maximalen Sauerstoffaufnahme im Trainingsprozess anzustreben.

Vergleichswerte VO2max

Profi-Ausdauersportler:
70 – 85 ml/min/kg

Guter Amateursportler:
55 – 65 ml/min/kg

Freizeitsportler:
45 – 55 ml/min/kg 

Nicht trainierter Mann:
30 – 40 ml/min/kg 

Nicht trainierte Frau:
28 – 35 ml/min/kg

„Die VO2max ist als das Bruttokriterium der Ausdauerleistungsfähigkeit anzusehen und sollte daher im Training große Beachtung finden.“

2) Maximale Laktatbildungsrate – VLamax

Neben dem „Motor“ kann die VLamax umgangssprachlich als „Spritverbrauch“ bezeichnet werden. Metabolisch gesehen gibt die VLamax an, wie viele Kohlenhydrate pro Sekunde zur Energiegewinnung genutzt werden können und repräsentiert die anaerobe Kapazität. Bei der Bewertung und dem Training der Laktatbildungsrate müssen das Anforderungsprofil der ausgeübten Sportart und die Zielsetzung mitberücksichtigt werden. So ist beispielsweise für kurze, intensive Belastungen eine hohe VLamax von Vorteil, da in kürzester Zeit viel Energie bereitgestellt werden muss. Dies geschieht über die Verstoffwechslung von Kohlenhydraten (Glykogen) im anaeroben Stoffwechsel. Da sich hierbei die Kohlenhydratspeicher jedoch schnell entleeren, ist dies für Langzeitausdauerbelastung, wo eine hohe Energiemenge über einen langen Zeitraum notwendig ist, eher kontraproduktiv. Bei diesen Anforderungen ist eine eher niedrige Laktatbildungsrate anzustreben, um die Kohlenhydratspeicher möglichst lange zu schonen.

Niedrige VLamax

  • langsame Energiebereitstellung bei intensiven Belastungen
  • geringer Kohlenhydrat-Verbrauch bei niedrigen Belastungen
  • bei Langzeitausdauerbelastungen anzustreben

Hohe VLamax

  • auch bei niedrigen Belastungen hoher KH-Verbrauch + Laktatakkumulation
  • schlechtere Fettverbrennung 
  • gute Power-Produktion bei kurzen, intensiven Belastungen
  • bei kurzen, intensiven Belastungen anzustreben

3) Anaerobe Schwelle 

Anaerobe Schwelle – der wohl am meisten verbreitete, jedoch am wenigsten verstandene Begriff einer Leistungsdiagnostik. Sie stellt metabolisch gesehen die höchste Leistungsabgabe (Power/Leistung), bei der die Konzentration von Laktat im Blut einen Gleichgewichtszustand erreicht, dar. Dieser Zustand wird auch als „Maximum Lactate Steady State“ (MLSS) bezeichnet. Das MLSS entspricht der höchsten Belastungsintensität, bei der die Blutlaktatkonzentration in den letzten 20 Minuten einer 30-minütigen Dauerbelastung um weniger als 1 mmol/l ansteigt (Heck, 1990).

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4) Ventilatorische Schwelle 1 – VT1

Die Ventilatorische Schwelle 1 „tritt bei ansteigender Belastung als Konsequenz des ersten Anstiegs der Blutlaktatkonzentration über den Basiswert auf“ (Meyer, 2007). Das anfallende Laktat wird über Bikarbonat im Körper gepuffert. Dadurch kommt es zu einer Steigerung der Ventilation und einer vermehrten Kohlenstoffdioxid (CO2) Abgabe. Metabolisch gesehen, kennzeichnet die VT1 den Übergang vom aeroben zum aerob-anaeroben Stoffwechselbereich und ist daher für die Bestimmung des Grundlagenausdauerbereichs interessant. 

In der Praxis lässt sich die VT1 bei sorgfältiger Testdurchführung sehr genau bestimmen.

5) Ventilatorische Schwelle 2 (VT2) / Respiratorischer Kompensationspunkt (RCP)

Je nach Autor als VT2 oder der RCP bezeichnet. Beide Werte sind gekennzeichnet durch eine „überproportionale Ventilation infolge einer zunehmenden metabolischen Azidose“ (Westhoff, Rühle, Greiwing, Schomaker, Eschenbacher, Siepmann & Lehnigk, 2013). Die Pufferung des anfallenden Laktats kann nicht mehr ausreichend stattfinden, wodurch es zu einem Abfall des pH-Wertes im Blut mit gleichzeitiger überproportionaler Steigerung der Ventilation kommt. Metabolisch gesehen ist der Punkt des Maximalen-Laktat Steady State überschritten und bei weiterer Intensitätssteigerung kommt es zur metabolischen Azidose. Die VT2 liegt demnach meist etwas über der anaeroben Schwelle. 

Die Bestimmung der VT2 erfordert viel Erfahrung und kann unter Umständen nicht immer eindeutig erfolgen.

Literatur

Heck, H. (1990). Laktat in der Leistungsdiagnostik. Schorndorf: Hofmann.

Meyer, T. (2007). Belastungsuntersuchungen: Praktische Durchführung und Interpretation. In W. Kindermann (Hrsg.), Sportkardiologie. Körperliche Aktivität bei Herzerkrankungen (S. 39-66)Darmstadt: Steinkopff. 

Shvartz, E., Reibold RC. (1990) Aerobic fitness norms for males and females aged 6 to 75 years: a review. Aviat Space Environ Med 61 (1): 3-11

Westhoff, M., Rühle, K.H., Schomaker, R., Eschenbacher, H., Siepmann, M. & Lehnigk, B. (2013). Ventilatorische und metabolische (Laktat-) Schwellen – Positionspapier der Arbeitsgemeinschaft Spiroergometrie. Deutsche Medizinische Wochenschrift 138 (6): 275-280

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Florian Heck

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