📅 Aufgezeichnet am 14. März 2025
🎙️ Mit Jonas Moll
Kathi | Kickass: Was machst du, wenn du nicht trainierst?
Jonas: Wenn ich nicht trainiere – oder nicht trainieren kann – bin ich vor allem Familienvater. Ich habe zwei Kinder: Unsere Tochter wird jetzt vier, unser Sohn ist bald ein Jahr alt. Die Nächte sind also aktuell eher unruhig, und auch mit der Großen ist natürlich immer was los – sie weiß schon genau, was sie will. Dazu haben wir noch unseren Golden Retriever, Pepe.
Wenn es die Zeit erlaubt, engagiere ich mich ehrenamtlich im örtlichen Ruderclub – bin dort auch im Vorstand. Heute Abend ist zum Beispiel die Jahreshauptversammlung, also bleibt das Training auf der Strecke. Das sind so die Spielregeln bei uns: Nach der Arbeit ist erstmal Family Time – trainiert wird meistens erst ab 19:00/19:30 Uhr.
Beruflich bin ich seit zwölf Jahren bei Ford in Köln, aktuell als Projektmanager für die Wiederaufbereitung von Hochvoltbatterien. Gerade passiert in der Automobilbranche ja einiges – spannend, aber auch herausfordernd.
Kathi | Kickass: Wie bist du zur Langdistanz und zum Projekt gekommen?
Jonas: Zum Triathlon bin ich vor etwa acht, neun Jahren eher reingerutscht – ursprünglich komme ich aus dem Rudersport. In meinem Umfeld haben damals viele angefangen, Triathlon auszuprobieren – das war so um die Zeit, als Jan Frodeno & Co. für viel Aufmerksamkeit gesorgt haben. Ich bin dann über Volks- und olympische Distanzen zur Mitteldistanz gekommen – und wie das oft so ist, landet man irgendwann bei der Langdistanz.
2022 habe ich meine erste Langdistanz versucht – und bin gescheitert. Nicht weil ich unfit war, sondern weil mir Erfahrung und Wissen gefehten haben. Vor allem beim Thema Verpflegung und Rennstrategie. Ich war zu starr in meinem Plan, hatte null Flexibilität – meine Frau erzählt heute noch davon. Das war schon alles ziemlich eng getaktet: Arbeit, Training, Familie.
Diesmal will ich’s anders machen – und genau deshalb fand ich das Projekt spannend: Es passt zu meiner Lebensrealität. Der Austausch mit anderen, die Camp Days, das strukturierte Feedback – gerade bei der Lauftechnik habe ich schon Fortschritte gespürt. Und das Thema Athletiktraining, das ich früher immer weggelassen habe, ist jetzt fest eingeplant. Dieses Gesamtpaket hat mich überzeugt.
Kathi | Kickass: Wie lief dein erster Langdistanzversuch konkret?
Jonas: Ich bin in Topform gestartet. Schwimmen lief mit 1:15 genau wie geplant. Aber ich hatte einige Wochen vorher beim Kraichgau-Rennen so einen Hungerast – und wollte das unbedingt vermeiden. Also hab ich beim Radfahren direkt reingeschaufelt, was ging: Gels, Carb-Drinks – geschätzt 150, 160 Gramm Kohlenhydrate in der ersten Stunde. Das war zu viel auf einmal, mein Körper hat gestreikt.
Mir wurde übel, und ich musste massiv rausnehmen. Gleichzeitig wusste ich: Wenn ich jetzt nur noch mit 25 km/h fahre, verfehle ich mein Ziel deutlich. Ich hatte 11 Stunden im Kopf – nicht 14 oder 15. Ich wollte nicht einfach nur irgendwie ins Ziel schleppen, sondern ein gutes Rennen machen. Also bin ich nach der ersten Radrunde ausgestiegen. Heute weiß ich, wie ich’s besser machen kann. Damals hatte ich niemanden, der mir aus der mentalen Spirale rausgeholfen hätte. Genau da sehe ich auch die Stärke von Kickass – dass wir uns gegenseitig auffangen können, wenn’s hart wird.
Kathi | Kickass: Was hast du dir fĂĽr Roth vorgenommen?
Jonas: In enger Abstimmung mit Lisa bin ich realistisch-ambitioniert unterwegs. Zielzeit liegt irgendwo zwischen 10:30 und 11 Stunden. Schwimmen so um die 1:10, Radfahren zwischen 5:15 und 5:30, und beim Marathon peile ich 3:45 bis 4 Stunden an. Wenn’s so läuft, bin ich zufrieden.
Kathi | Kickass: Und was wĂĽnschst du dir fĂĽr den Renntag?
Jonas: Vor allem: Spaß haben. Ich glaube, das ist für 99 % von uns das Wichtigste – wir machen das ja nicht professionell. Es geht darum, sich selbst zu fordern, aber eben auch zu genießen. Auch wenn’s weh tut. Diese Achterbahnfahrt gehört dazu. Ich kenne Roth bisher nur aus dem Fernsehen – aber ich hoffe, dass ich diese Stimmung, diese Hotspots mitnehmen kann. Diese Momente tragen einen einfach. Das war auch bei anderen Rennen so – das macht’s aus.
Kathrin Delfs | Kickass: Genießen und Spaß haben – ich glaube, das ist innerhalb der Bubble total nachvollziehbar. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass das auch wirklich so sein wird, zumindest streckenweise.
Jonas:Â Klingt absurd, aber ja.
Kathrin Delfs | Kickass: Wie fĂĽhlt sich das fĂĽr dich an, Teil dieser Gruppe zu sein?
Jonas: Gut! Ich hab da richtig Spaß. Beim ersten Camp Day konnte ich leider nicht dabei sein – das war kurz vor unserer Hochzeit, aber die Sessions hab ich dann im Oktober nachgeholt.
Die Camps im November und Januar fand ich mega. Da sind einfach super spannende Leute dabei – der Mix ist cool: von Gerhard mit 68 oder 69 Jahren bis zur jüngsten Teilnehmerin, die Ende 20 oder Anfang 30 ist.
Auch das Trainerteam bei Kickass – Philipp z. B. – ist top. Ich glaub, wir haben uns persönlich noch nicht getroffen, weil ich beim ersten Camp nicht da war, aber mit den anderen hab ich mittlerweile viel gesprochen: Tim, Jan, Lisa, John, Philipp … das ist einfach eine super entspannte Atmosphäre mit viel Input. Ich hab nicht viele Vergleichswerte zu anderen Trainingsgruppen, aber allein beim letzten Camp: Wir haben abends zusammengesessen, reflektiert, Vision Boards gemacht, Mindmaps erstellt – uns gefragt, was uns hilft, welche Routinen wir neu etabliert haben, wie wir „erfolgreiche Langdistanz“ definieren. Und klar, es gibt immer 2–3 Leute, mit denen man intensiver Zeit verbringt, aber eigentlich hat man mit jedem mal 10–15 Minuten geschnackt. Alles in allem: super positive Vibes.
Kathrin Delfs | Kickass: Du hast gerade Routinen erwähnt – gab es auf deiner bisherigen Reise einen Aha-Moment, der dich spürbar weitergebracht hat?
Jonas: Ob man das als Routine bezeichnen kann, weiß ich nicht, aber definitiv ein Gamechanger: die Lauftechnik. Die Geschichte mit den 5 Merkmalen – also Kopfhaltung, Vorneigung, Armtechnik, Beschleunigung über die Armfrequenz und Lauf über Großzehe/Fußballen. Das ist zwar eher Technik als Routine, aber letztlich wird es ja ein Bewegungsmuster, das man sich aneignet.
Und dann: Athletik. Früher dachte ich, das bringt vor allem Ausdauer oder Geschwindigkeit. Jetzt weiß ich: Ein starker Halteapparat, gute Rumpfmuskulatur – das ist elementar. Die Athletikeinheiten sind für mich zur Routine geworden und bringen mich echt weiter, auch leistungsmäßig.
Kathrin Delfs | Kickass: Gibt es auch Themen, die dich noch umtreiben – wo du dich unsicher fühlst oder noch Potenzial siehst?
Jonas: Jein. Ich hab absolutes Vertrauen in den Prozess und ins Projekt. Klar trainiere ich heute weniger als vor drei Jahren – auch wegen Familie und weniger verfügbarer Zeit. Da schwingt manchmal eine Unsicherheit mit: Werde ich wirklich fitter?
Was aktuell einfach fehlt, sind längere Umfänge – gerade auf dem Rad. Die längste Einheit waren mal 100 Minuten auf der Rolle, das war’s. Klar, das war auch winterbedingt. Aber ab Ostern hab ich drei Monate Elternzeit – da ist eingeplant, dass ich mehr Umfang reinkriege.
Vielleicht ist das auch eher ein mentales Thema. Ich hab das schon bei Laufevents gemerkt: Ich glaube, ich könnte schneller sein, aber mir fehlt manchmal das Zutrauen, wirklich mal draufzuhalten. Ich will nicht „in Schönheit sterben“, also laufe ich tendenziell eher konservativ.
Aber ich vertraue darauf, dass wir ab Ostern noch mal richtig zulegen können – dann sind’s ja immer noch zweieinhalb Monate bis zum Rennen.
Kathrin Delfs | Kickass: Camp Day 4 kommt ja auch noch – da kann man solche mentalen Themen super aufgreifen und mit den Coaches besprechen. Und Sebi ist ja auch dabei – der kann sicher einiges aus dem Nähkästchen erzählen.
Lass uns mal kurz auf den Race Day springen: Stell dir vor, du bist auf der Strecke, kommst an den Stimmungsnestern vorbei, siehst die Kickass Crew und deinen Coach – was würdest du dir wünschen, was man dir zuruft? Was würde dich richtig pushen?
Jonas: Ich glaub, am meisten kickt mich, wenn es überraschend ist. Wenn ich schon vorher weiß, was kommt, wirkt’s nicht mehr so. Natürlich freue ich mich auch einfach, bekannte Gesichter zu sehen – Leute, die eine positive Ausstrahlung haben.Was physisch gesagt wird, ist fast egal – klar, „Sieht gut aus“ oder ein kurzer Technik-Hinweis, wenn’s hintenraus etwas unsauber wird, ist super. Aber ehrlich gesagt: Du kannst mir auch die Zutaten von einer Ketchup-Flasche vorlesen – wenn der Ton stimmt, pusht mich das. Allein das Bild von Lisa mit den Flaggen bei der WM in Nizza – das löst bei mir was aus. Auch bei früheren Events, mit weniger Support: Wenn da jemand Bekanntes an der Strecke steht, gibt das direkt nen Boost.
Es sind nicht die Worte, sondern die Haltung, mit der man mir begegnet. Das treibt mich nach vorn.
Kathrin Delfs | Kickass: Herzlichen Dank Jonas, zum Abschluss gehen wir noch in unsere Schnellfragerunde:
SCHNELLFRAGERUNDE:
Kathi | Kickass: Faster with Cake oder Faster with gelato? Jonas: Cake.
Kathi | Kickass: Rolle oder drauĂźen fahren? Jonas: Gerne drauĂźen, aber momentan schwierig.
Kathi | Kickass: Podcast oder Musik? Jonas: Musik.
Kathi | Kickass: Earlybird oder Nachteule? Jonas: Leider Nachteule.
Kathi | Kickass: Aschcreme ja oder nein? Jonas: Noch nie benutzt, nein.
Kathi | Kickass: Tubeless oder Schlauch? Jonas: Schlauch.
Kathi | Kickass: Lonely Rider oder Group Rider? Jonas: Leider lonely, würde mich freuen, häufiger in der Gruppe zu fahren.
Kathi | Kickass: Wechselzeit vom Swim zum Bike: unter oder ĂĽber 3 Minuten? Jonas: Ich kenne die Strecken nicht, aber in Frankfurt war es eine lange Strecke. Ich wĂĽrde fast sagen, ĂĽber 3 Minuten.
Kathi | Kickass: Bierdusche oder Champagner? Jonas: Bier.
Kathi | Kickass: Kaffee oder Tee? Jonas: Ganz klar Kaffee.
Kathi | Kickass: Carbon oder Kondition? Jonas: Letzte Woche kam ein neues Fahrrad – also Carbon.
Kathi | Kickass: Nizza oder Hawaii? Jonas: Mythos mäßig Hawaii, aber meine Elternzeit ist fĂĽr mich 3 Wochen an der Cote d’Azur, also ein „Flavour“ Nizza.
Kathi | Kickass: Jonas, herzlichen Dank! Viel Erfolg beim Training!